Ein spannender Abend in illustrer Runde liegt hinter mir. Ein Geschäftspartner lud mich zu einem Vortrag des bekannten (und umstrittenen) Kommunikationspapstes Prof. Dr. Moritz Hunzinger ein. Der Vortrag war okay. Doch wirklich spannend fand ich etwas Anderes an jenem Abend:
Es war der Rahmen, in dem die gesamte Veranstaltung gebettet war. Ein sehr gehobenes Ambiente in altehrwürdigen Mauern, inmitten einer Schar zumeist ausgesprochen gut gekleideter Herren mit jovial-freundlichen und zugleich geschliffenen Umgangsformen. Gut situierte Herren, die mit viel Selbstbewusstsein ihre Traditionen leben, sie gar zur Schau stellen. Allein der Umstand, als eine von genau vier Frauen unter ca. 80 Männern zu weilen, tauchte den Abend in ein besonderes Licht …
… Hier wird mit größter Selbstverständlichkeit Corporate Identity GELEBT, von der sich manch Unternehmen eine dicke Scheibe abschneiden könnte:
1) Sie haben ihren ganz eigenen Stil, legen Wert auf Etikette. Allein durch ihr Verhalten und ihr Auftreten demonstrieren sie einen unverwechselbaren Charakter, der ihnen bzw. ihrer Gruppe zu Eigen ist.
2) Sie haben ihr eigenes Motto, das gut sichtbar die Wände ziert, und das offensichtlich ernst genommen wird.
3) Sie haben ein eigenes Wertesystem, auf der Grundlage der Prinzipien Offenheit und Toleranz, Verantwortungsbewusstsein, Leistung und gegenseitigen Respekt.
4) Sie heißen geladene Gäste sehr herzlich willkommen, man wird angenehm unaufdringlich umsorgt und versorgt. Doch ist zu jedem Zeitpunkt klar, zwar unausgesprochen aber deshalb nicht weniger deutlich: „Schön, dass Sie da sind. Aber Sie wissen schon, dass Sie eigentlich nicht dazu gehören.“ Sie sind exklusiv und nehmen bei weitem nicht Jeden und vor allem nicht Jede in ihren inneren Zirkel auf… Als Frau werde ich per deren Definition immer Zaungast bleiben.
Wikipedia definiert passend die CI als „Persönlichkeit einer Organisation, die als einheitlicher Akteur handelt und wahrgenommen wird“ … Hinzufügen möchte ich noch „ …und die der Organisation ein unverwechselbares, eigenes Gesicht gibt.“
Wahrscheinlich haben Sie längst erraten, wo ich war. Die Rede ist von einer Burschenschaft. Politische Dimensionen und Diskussionen möchte ich nicht werten. Faszinierend, erzählenswert und nachdenkenswert finde ich einfach die Tatsache, mit welcher Selbstverständlichkeit und Echtheit dort Corporate Identity gelebt wird.
Exklusivität + Authentizität machen attraktiv. Ein Umstand, der Unternehmen zu denken geben sollte. Langfristig zahlt es sich aus, nicht alles und jeden über einen Kamm zu scheren sondern je nach Unternehmens-Charakter und Produkt-Beschaffenheit ein Zielgruppen-exklusives CI zu leben und zu vermarkten.
Texterin Esther Nestle www.nestle-werbetexten.de
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