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Ulrike Pfarre: Altersdiskriminierung - Wenn Zielgruppen-Marketing nach hinten losgeht

31 August 2011

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 August 31, 2011
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Kategorie Werbetexter

Kürzlich im Supermarkt vorm Zahnpastaregal:

„Aahrrrrghh“!!!

Fassungslos hielt ich eine Zahnpastatube in der Hand mit der Aufschrift: „40+“.
Ich fühlte mich vorgeführt, ertappt, abgewrackt, zum alten Eisen geworfen, beschämt und peinlich berührt. 🙁

DISKRIMINIERT!

Schlimm genug, dass ich diese magische 40er Marke gerade überschritten hatte. Als ob das nicht schon schwer verdaulich genug wäre, finde ich mich plötzlich als Zielgruppe (oder Randgruppe?) wieder. Und wenn ich dieses Produkt kaufe, sieht jeder, dass ich den Zenit überschritten habe.

Zumindest nach Meinung der Marketing-„Experten“ und Hersteller. Obwohl ich überhaupt nicht danach aussehe. Glaube ich. Selbst mein Bruder (der schon ein Jahrzehnt mehr zu ertragen hat) meinte letztens lakonisch: „Was willst Du? Du bist 40. Du bist alt!“ Ich danke. 🙁

Ich bin so jung, wie ich mich fühle!

Wer nimmt sich das Recht heraus, mir vorzuschreiben, wie ich mich in welchem Alter zu fühlen habe, welche Beschwerden und Bedürfnisse ich zu haben habe?! Tena Lady(R) für Damen ab 30! Plantur39(R) für den Haarausfall ab 40. SCHREI! Zielgruppe 50+ zieht jetzt 40+ und sogar 30+ nach sich. Wer weiß – vielleicht ist man demnächst mit 10 schon „reif“.

Schlechte Gefühle verkaufen schlecht

Neue Märkte und Käuferschichten erschließen – JA! Unbedingt. Zielgruppen und Nischen individuell ansprechen – auf jeden Fall! Aber bitte nicht so, dass sich die potenziellen Käufer mies fühlen. Gute Gefühle verkaufen! Wer fühlt sich bitte gut, wenn er auf sein Alter angesprochen wird?

Und dann noch eingeredet bekommt, was er nicht alles in diesem Alter für Probleme haben müsste. Muss man sich schlecht fühlen, wenn man die dann
nicht hat? Zielgruppenansprache nach Alter oder ähnlich unangenehmen persönlichen Kriterien halte ich für diskriminierend.

Ob 30, 40, 50+ oder wirkliche Senioren (120+?) – sprechen Sie mit Ihren Produkten und Ihrer Werbung spezielle Bedürfnisse an statt ungeliebte Daten oder Eigenschaften. Bedürfnisse, die in dieser Altersklasse realistisch sind! Wenn man ab 40 andere Zahnpasta braucht, weil die Zähne andere Bedürfnisse haben, um gesund zu bleiben, bitte!

Bedürfnis orientiertes Marketing statt Zielgruppen-Marketing

Dann stellen Sie diese besonderen Eigenschaften in den Vordergrund. So wie ja auch auf jeder Zahnpaste steht: Schutz vor Karies, Zahnstein und Parodontose. Stellen Sie bestimmte Wirkstoffe heraus. Betonen Sie, dass Ihr Produkt das Gefühl hinterlässt, für immer jung und gesund zu sein. 😉

Der Kunde, der ein Problem mit seinen Zähnen hat, will das Problem gelöst oder ihm vorgebeugt haben. Und dafür ist es ziemlich egal, ob derjenige 35, 40 oder 65 ist. Jedes Wesen ist individuell. Geben Sie Ihren Kunden ein gutes Gefühl! Bleiben Sie diskret! Das heizt die Kauflaune an.

Dann kaufe ich vielleicht auch mal eine spezielle Zahncreme. Und Millionen andere junge 40+ler auch 😉

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RosaWolke
6. September 2011 13:02

Völlig d’accord! Die Produktmanager zogen wohl kaum einen Verkaufspsychologen zu Rate und gesunder Menschenverstand – Fehlanzeige. Diese stigmatisierende Kategorisierung nach Altersgrenzen hat etwas Faschistoides an sich.

Martina Roters
Webmaster
3. September 2011 21:38

Au weia!
Wie kann man nur! Du sprichst mir aus der Seele, Ulrike. Eben aus dem Grund vermeide ich es auch immer, Fürbitten zu formulieren für „Ältere“ oder „alte Menschen“. Ich hab nichts dagegen, wenn es heißt für Kranke oder für Einsame (die Wahrscheinlichkeit dafür steigt im Alter an), doch Alter an und für sich genommen ist für mich ein Tabu!

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