… So haben meine Schwester und ich als Kinder gekräht. Und was hatten wir jedes Mal für einen Gigger-Spaß , uns diese Situation bildlich vorzustellen. Unsere Oma hatte nämlich Hühner, diese wohnten auch im Hühnerstall, und Opa fuhr gerne mit seinem Moped in der Gegend spazieren. (Manchmal nahm er mich heimlich mit, ohne Schutzkleidung. Heute bin ich selber Mutter und falle halb in Ohnmacht, wenn ich meine Kids ohne Helm auf dem Fahrrad sehe. Aber das ist eine andere Geschichte.) Unsere mollig-weissduttige Kitteloma, deren dicksockigen Füße nie ein Gaspedal durchtraten … wie sie im Stall steil in der Kurve liegt, inmitten ihrer aufgeregt gackernden und flatternden Hühnerschar. Spüren Sie die sentimental-hühnerkotige Nostalgie — ich leugne sie nicht.
Was meinen Sie, wie ich nun die Kurve zum (Werbe-)Texten kriege? Sooo scharfe Kurven (ach Ihr lieben Männer, Ihr …) braucht´s da gar nicht. Das alte Oma-Hühner-Volkslied lebt von der Kraft seiner Bilder. Die Sprachbild-Assoziationen sind zwar absurd, aber sie bleiben uns im Gedächtnis hängen. Texterherz, was willst Du mehr: Vor den Kulissen des Wort-Theaters tanzen die Wortakrobaten dem Leser lustig auf der Nase herum, setzen sich theatralisch in Szene, führen auch mal ein Affentheater auf (und Schmierentheater? … nöö, nicht mit mir).
Der Text ist in Bewegung und der Leserkopf auch. Ständig ist er damit beschäftigt, die neuen „Bühnenbilder“ zu verarbeiten und miteinander zu verknüpfen. Er ist so beschäftigt, dass er komplett vergisst, dass er eigentlich keine Werbung mag. Ich als Texter muss nur aufpassen, dass ich das zu bewerbende Produkt vor lauter Theater nicht ins Aus manövriere. – Wer meine Text-Arbeiten besser kennt, weiß, dass ich diese Form der Wort-Akrobatik besonders gerne einsetze. Wohl entstand die Keimzelle für diesen Blogbeitrag schon damals, in Omas Hühnerstall.
… und der Opa mit dem Roller hinterher!
Esther Nestle www.nestle-werbetexten.de
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