Bluma Zeigarnik war eine russische Psychologin, die in einer Studie nachgewiesen hat, dass unser Gehirn unerledigte Handlungen besser abspeichert als erledigte. So konnten sich Kellner an unbezahlte Bestellungen besser erinnern als an bezahlte. Der Zeigarnik-Effekt wird von Drehbuchschreibern ausgiebig genutzt, um die Handlung so zu verschachteln, dass der Spannungsbogen erhalten bleibt. So gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass eine Waffe, die zu Beginn des Films an der Wand hängt, vor dem Ende auch abzufeuern ist (geht zurück auf ein Tschechow-Zitat).
Doch auch für Werbetexter ist der Zeigarnik-Effekt relevant, sogar zweifach: einmal positiv und einmal negativ.
Wie immer die schlechte Nachricht zuerst.
Und die heißt: Zu volle To-Do-Listen, und ganz besonders Dinge, die schon ein halbes Jahr drauf stehen, zerren an unseren Nerven. Denen widmet unser Gehirn soviel Ressourcen, dass unsere Kreativität erstickt und Stress erzeugt wird. Und Stress ist wiederum schädlich für unseren Hippocampus (die Hirnregion, die für unser Gedächtnis zuständig ist).
Also Leute: Überzählige To-Do-Aufgaben: Als irrelevant streichen (beste Lösung), delegieren (zweitbeste Lösung) oder verbindlichen Termin setzen und anfangen! (drittbeste Lösung).
Und jetzt die gute Nachricht: Man kann sich den Zeigarnik-Effekt beim Leser zunutze machen. Die von mir für diesen Beitrag verwendete Headline ist ein Beispiel dafür.
„Nutzen Sie schon den Zeigarnik-Effekt?“
Durch das Wörtchen „schon“ wurde Ihnen suggeriert, dass da etwas ist, das Sie Ihrem Texter-Arsenal hinzugefügt haben sollten – aber noch nicht hinzugefügt haben. Das ist etwas, das Ihr Bewusstsein gar nicht leiden kann und da keine Nummer-1-Priorität (wie ein vor Hunger schreiendes Kleinkind) dazwischen kam, haben Sie die Aufmerksamkeits-Energie aufgebracht, diesen Blog-Beitrag zu lesen. Und das selbst dann, wenn Ihr Unterbewußtsein Sie schon leise am Ärmel zupfte und meinte, dass Sie jetzt vielleicht besser etwas anderes erledigen sollten.
Das können Sie ja jetzt noch tun. Ich rate Ihnen sogar dazu.
Just do it!
[…] 2008 by Katrin Weber in Allgemein, Besser leben, Schulden In ihrem sehr aufschlußreichen Artikel „Nutzen Sie schon den Zeigarnik-Effekt?“ schildert meine Texter-Kollegin Martina Roters anschaulich, wie Unerledigtes in unserem Gehirn […]
[…] ihrem sehr aufschlußreichen Artikel „Nutzen Sie schon den Zeigarnik-Effekt?“ schildert meine Texter-Kollegin Martina Roters anschaulich, wie Unerledigtes in unserem Gehirn […]
Warum wir Spannung geil finden?…
Bluma Zeigarnik – wer kennt sie nicht? Nein? Nicht wirklich. Macht nichts. Ich auch nicht. Zu mindest bis jetzt. Zur Aufklährung: Bluma fand bei ihrer Arbeit und Forschung im Bereich der gestaltpsychologischen Handlungstheorie etwas ganz entscheidende…
Hi Martina, danke für diesen Beitrag. Jetzt weiß ich endlich, was ich tue, wenn ich in meinen Seminaren immer wieder einen Spannungsbogen aufmache, wenn ich anfage, etwas Spannendes zu erzählen, etwa den Beginn einer Geschichte … und dann sage: „Ja, mehr dazu dann später. Jetzt erst einmal folgendes …“ In dieser Zeit, bis ich den Spannungsbogen wieder auflöse, habe ich eine gesteigerte Aufmerksamkeit bei meinen Zuhörern. Und dank dir habe ich jetzt auch eine wissenschaftliche Begründung dafür. Klasse! Wieder ein weiteres Bonbon in meinem Schatzkästlein der Texter- und Sprecher-Tricks. Herzliche Grüße UHI P.S.: ich habe in diesem Blog auch einen… Weiter lesen »
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